Das war’s (Die letzte Kolumne)
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- Kategorie: Zu meiner Zeit (Kolumnen)
- Erstellt: Samstag, 03. Dezember 2011 11:44
„Er plauschte und fragte und unterhielt sich und gab ab und zu eine winzige Messerspitze Ironie in die Unterhaltung, wenig, nur so ein Körnchen. Und sagte: ‚Zu meiner Zeit’ und sah aus wie ein pensionierter General.
Da stand er und gehörte nicht mehr dazu. Es half ihm alles nichts. Nicht die alte Kameradschaft, nicht die Bekanntschaft mit den Kollegen, beliebt muss er auch gewesen sein, das merkte man gut – aber er gehörte eben nicht mehr dazu.
Denn gemeinsame Arbeit schafft Gemeinsamkeitsgefühle. Die halten nicht lange vor. Aber solange man dabei ist, gehört man eben dazu, weil man denselben Kummer zu tragen hat. Das adelt. Das verleiht eine unsichtbare Auszeichnung. Das gibt eine unsichtbare Nummer auf die Schultern: uno ex nostris, einer von den Unsrigen. Geht er aber aus dem gemeinsamen Trott heraus, läuft seine Uhr anders. Dann gehört er eben nicht mehr dazu, ist ein Ehemaliger, wird wohl noch hier und da akzeptiert und aufgenommen und angehört ...“
(Kurt Tucholsky, Vossische Zeitung Nr. 241/1931, von GS maskulinisiert und gekürzt)
Ich fange an, mich zu wiederholen, und Tucholsky hat recht. Deshalb beendet sein Text meine Kolumnen-Sammlung.